Nottuln: Stationärer Jugendhilfe fehlen die Fachkräfte

Bundestagsabgeordneter Henrichmann besucht Alexianer Martinistift

Appelhülsen. In der Pflege oder in Kindertagesstätten werde häufig über den Mangel an Fachkräften gesprochen, „die stationäre Jugendhilfe fliegt hier unter dem Radar“, bedauerte Andreas Schmitz. Er ist Geschäftsführer beim Alexianer Martinistift und berichtete jetzt dem Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann von anspruchsvollen Aufgaben und der schwierigen Suche nach denjenigen, die dies Aufgaben ausfüllen.

Über den Fachkräftemangel in der stationären Jugendhilfe sprachen Henrichmann (Mitte) sowie die CDU-Ratsmitglieder Arnd Rutenbeck und Dr. Andrea Quadt-Hallmann mit Sven Homann und Andreas Schmitz (v.r.) vom Martinistift. Foto: Büro Marc HenrichmannÜber den Fachkräftemangel in der stationären Jugendhilfe sprachen Henrichmann (Mitte) sowie die CDU-Ratsmitglieder Arnd Rutenbeck und Dr. Andrea Quadt-Hallmann mit Sven Homann und Andreas Schmitz (v.r.) vom Martinistift. Foto: Büro Marc Henrichmann

Der CDU-Politiker nahm einiges mit, wie Anpassungen in der Ausbildung und an den Arbeitszeitregelungen Einrichtungen wie dem Martinistift die Arbeit erleichtern können.

Schmitz und der pädagogische Leiter Sven Homann sprachen von einem „gesamtgesellschaftlichen Problem“. Das entstehe, wenn Jugendliche „in prekärer Situation die notwendige pädagogische Unterstützung nicht bekommen“. 141 Plätze hält das Martinistift bereit, inklusive der Wohngruppen im Umland. 22 Plätze sind für den „Bereich freiheitsentziehender Maßnahmen“ reserviert, wobei Jugendliche mit zu hohem Gewaltpotenzial nicht aufgenommen werden können. All das sei, verdeutlichte Homann, „sehr personalintensiv“, gesucht würde vor allem pädagogisches Fachpersonal.

Wenig ändern läßt sich am für die Beschäftigten etwas abgelegenen Standort, fünf Kilometer entfernt vom Bahnhof Appelhülsen. Schmitz und Homann möchten eher an die Ausbildung ran: Duale Studiengänge seien oft sehr teuer, die Studierenden dabei zu selten in der Einrichtung. Sie wünschen sich mehr Praxisbezug und einen leichteren Zugang, der durch einen strengen Numerus Clausus erschwert wird.

„Unsäglich“ findet der Geschäftsführer die Diskussion um eine Vier-Tage-Woche. Die würde bei vollem Gehalt 20 Prozent höhere Kosten verursachen. Auch das Arbeitszeitrecht sei wenig hilfreich, weil zu unflexibel. „Wir brauchen auch mal 24 Stunden-Dienste“, erklärte er. Auch aus Henrichmanns Sicht geht die aktuelle Regelung an den Interessen der Beschäftigten vorbei. „Das wird mir vor allem aus der Gastronomie immer wieder gespiegelt.“

Auf eine Auswirkung des Rechtsanspruchs auf einen Platz in einer Offenen Ganztagsschule wies CDU-Ratsherr Arnd Rutenbeck hin: „Dadurch werden viele pädagogische Kräfte in den OGS-Bereich wechseln“, befürchtet er. Personal, das Einrichtungen wie dem Martinistift fehlen könnte.