„Überversorgung“ besteht nur rein rechnerisch
Rein rechnerisch ist alles im grünen Bereich: 1.192 Wohnheimplätze gibt es im Kreis Coesfeld für Menschen mit Behinderung. Die Zahl der Leistungsberechtigten aus dem Kreis liegt demgegenüber bei 675. Dennoch warten viele Familien jahrelang auf einen Platz für ihre Kinder oder junge Erwachsene. Deshalb hat sich bereits eine Initiative aus rund 40 Eltern gebildet. Die brachte jetzt der Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann mit Vertretern des Caritasverbandes, des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL) und des Kreises Coesfeld in Lüdinghausen an einen Tisch.
„Wohnung und Arbeitsplatz müssen enger miteinander verknüpft werden“, zeigte sich der CDU-Politiker überzeugt. Das funktioniert aktuell nur begrenzt. „Viele Beschäftigte unserer Werkstätten für Menschen mit Behinderung leben noch bei ihren Eltern oder Angehörigen“, stellte Christian Germing fest. Diese Personen seien noch nicht einmal in die Warteliste des Caritasverbandes für Wohnheimplätze eingerechnet: Insgesamt mehr als 130 Menschen aus dem Kreis Coesfeld stehen auf den Wartelisten der Einrichtungen im Kreis Coesfeld.Dass die „statistische Überversorgung“ tatsächlich eine Unterversorgung ist, begründete Germing mit Menschen aus anderen Kreisen und Bundesländern, die in Einrichtungen im Kreis Coesfeld leben. „Stift Tilbeck, das Katharinenstift oder Haus Hall haben auf Grund ihrer Geschichte in der Vergangenheit Menschen aus einem riesigen Einzugsgebiet aufgenommen.“, erklärte der er.
Dafür zeigte die Elterninitiative durchaus Verständnis. Sie wünscht sich den Bau weiterer Wohnplätze. Immerhin: Der Caritasverband plane drei Ersatzneubauten, um dem veränderten Hilfebedarf Rechnung zu tragen, sowie zwei ambulante Angebote, um das Wohnangebot zu erweitern, erläuterte Germing. Um kurzfristig helfen zu können, denke der Caritasverband darüber hinaus an Übergangs-Lösungen. „Dafür suchen wir aktiv leerstehende Räumlichkeiten“.
Henrichmann bewertete das Gespräch positiv. „Der Austausch aller Beteiligten sowohl auf regionaler als auch auf Bundes-Ebene ist wichtig“, betonte er. Spätestens in einem Jahr ist eine Neuauflage geplant. Auch um festzustellen, wie sich der weitere Bedarf an Wohnheimplätzen bis dahin entwickelt.