Junge Patienten wieder beweglich gemacht

Henrichmann im SPZ / Zentrum für Erwachsene wartet auf Zulassung

Der 16-Jähriger, halbseitig gelähmt, saust auf einem Waveboard davon. Ein 18-Jähriger, seit Geburt ohne rechten Arm und im Rollstuhl nahezu bewegungsunfähig, isst und trinkt selbstständig. Möglich macht es ein mit einem Mikroprozessor gesteuerter Armroboter. Diese beiden eindrucksvollen Beispiele aus der Praxis des Sozialpädiatrischen Zentrums Westmünsterland (SPZ) führte Chefarzt Dr. Ulrich Hafkemeyer anhand kurzer Videos vor. Über die Aufgaben und Erfolge, aber auch manche Hürden, informierte sich in Coesfeld der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann.

Dr. Hafkemeyer ist Orthopäde, Kinderorthopäde sowie Physio- und Bobath-Therapeut. Die komplexen Krankheitsbilder der bis zu 7.000 jungen Patienten an den drei Standorten des SPZ in Coesfeld, Bocholt und Rheine erfordern es aber, aufgrund ihres breiten Spektrums an Entwicklungsauffälligkeiten weitaus mehr Berufsgruppen einzubeziehen.

Die jungen Menschen weisen Behinderungen, Entwicklungsstörungen, Verhaltensauffälligkeiten oder seelische Störungen auf. „Deshalb arbeiten Fachkräfte aus medizinischen, psychologischen und pädagogisch-therapeutischen Berufen im Team zusammen”, erläuterte der ärztliche Leiter Ludger Kämmerling. Am SPZ Westmünsterland wirken unter anderem Ärzte, Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Psychologen, Pädagogen, Sportwissenschaftler und viele andere.

Auch nach dem 18. Lebensjahr geht die Betreuung weiter: Dann übernimmt seit kurzem das Medizinische Zentrum für Erwachsene mit geistiger und schwerer mehrfacher Behinderung, kurz MZEB. Henrichmann erkundigte sich nach dem aktuellen Stand der Zulassung durch die Kassenärztliche Vereinigung. Die war bereits erteilt, wurde dann aber plötzlich wieder in Frage gestellt. Der Grund: Das MZEB wird aus räumlichen Gründen zunächst nicht in Coesfeld, sondern in Nottuln untergebracht. „Voraussichtlich im Laufe des Septembers oder Oktobers wird nun entschieden“, hatte die ärztliche Leiterin Denise Keuns-Janning aktuell noch keine positiven Neuigkeiten.

Kritisch sah Dr. Hafkemeyer, dass Krankenkassen den Patienten immer wieder sinnvolle Hilfsmittel versagten – was nicht unbedingt eine Preisfrage sein muss. „Einem 15-jährigen Mädchen, das wegen eines Gehfehlers gemobbt wird, hilft schon ein orthopädischer Innenschuh mit Einlage“, berichtete er. Die überschaubaren Kosten wollte die Kasse in diesem Fall dennoch nicht übernehmen. Vor allem mit technischen Hilfsmitteln lasse sich viel bewirken, Operationen könnten oft aufgeschoben oder gar vermieden werden. „Man kann kaum ermessen, was das für einen Patienten bedeutet“, betonte er.