Ein wenig Freiraum für pflegende Angehörige

Zwei Frauen berichten MdB Henrichmann von ihren Alltagssorgen

Wenn der nahe Angehörige zum Pflegefall wird, „dann ist das eigene Leben vorbei“. Die Worte von Martina Nötzold, Fachkraft im Kontaktbüro Pflegeselbsthilfe, klingen drastisch. Doch sie treffen die Erfahrungen vieler Betroffener. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann besuchte die Einrichtung in der Bahnhofsstraße in Coesfeld, um zuzuhören und auch darüber zu sprechen, wie sich Gesetze auswirken.

Über ihre Erfahrungen als pflegende Angehörige berichteten Heidi Smaluch (r.) und Hildegard Braun (3.v.r.) dem MdB Marc Henrichmann (m.), dem CDU-Politiker Valentin Merschhemke, Timo Plaß, Dr. Petra Kalla und Martina Nätzold (v.l.). Foto: Büro HenrichmannÜber ihre Erfahrungen als pflegende Angehörige berichteten Heidi Smaluch (r.) und Hildegard Braun (3.v.r.) dem MdB Marc Henrichmann (m.), dem CDU-Politiker Valentin Merschhemke, Timo Plaß, Dr. Petra Kalla und Martina Nätzold (v.l.). Foto: Büro Henrichmann
Seit 21 Jahren pflegt Heidi Smaluch ihren Mann, der seit einem Unfall Hilfe benötigt. Hildegard Braun ist rund um die Uhr für ihren Sohn da, der an einer komplexen neurologischen Störung leidet. Ihr Dilemma brachte sie auf den Punkt: „Es gibt tolle Sachen in Coesfeld. Aber wie komme ich da hin?“ Entlastung im Alltag gebe es kaum, die seelische Belastung sei hoch. Etwas Freiraum bietet das Kontaktbüro, in dem sich pflegende Angehörige austauschen. Hier finden sie das Grundverständnis für ihre Situation, das andernorts oft fehle, erklärte Martina Nötzold. „Beim offenen Treff können alle frei miteinander sprechen, ohne dass jemand den Kopf schüttelt.“

Pflege innerhalb der Familie ist ein weibliches Thema. „80 Prozent der Pflegenden sind Töchter, Schwiegertöchter, Ehefrauen oder Lebenspartnerinnen“, erklärte die Fachkraft. Eindrucksvoll berichteten Heidi Smaluch und Hildegard Braun aus ihrem Alltag. Dieser wird erschwert durch fehlende Toiletten für Menschen mit Behinderung, durch Wege für Rollstuhlfahrer, die im Nichts enden, oder auch durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen, der Hilfsmittel oder eine Kur verweigere.

„Es gibt für solche Fälle Beschwerdestellen, die aber oft nicht einbezogen werden“, weiß Henrichmann aus Gesprächen im Wahlkreis. Er habe Gesundheitsminister Spahn bereits darauf angesprochen, um diese Stellen bekannter zu machen. Helfen könne zudem, dass die Bundesregierung den Medizinischen Dienst künftig organisatorisch von den Krankenkassen trennen will. So könne er unabhängiger urteilen.

Die Klage über zu viel Bürokratie konnte der CDU-Politiker nachvollziehen. „Allerdings meinen es nicht alle, die eine Betreuung übernehmen, gut mit ihren Angehörigen“, bat er um Verständnis dafür, dass die Behörden häufig genau hinsehen, wenn es zum Beispiel darum geht, Leistungen zu bewilligen.