Junge Erwachsene weiter begleiten
Nottuln. Mit 18 darf nicht Schluss sein in der stationären Jugendhilfe: Für eine Begleitung auch junger Volljähriger spricht sich Heinrich Bolle, pädagogischer Leiter des Martinistifts aus. Jetzt besuchte der heimische Bundestagsabgeordnete Marc Henrichmann die Einrichtung in Nottuln. Der CDU-Politiker zeigte Verständnis für die Anliegen der Praktiker: „Das klassische System der Jugendhilfe muss weiterentwickelt werden“, meinte er.
Die starre Altersgrenze in der stationären Unterbringung, die allenfalls auf Antrag flexibler gehandhabt werden kann, stört auch Andreas Schmitz, Geschäftsführer des Martinistifts. „Jugendliche ziehen in der Regel mit 25 Jahren aus dem Elternhaus aus, hier stehen sie mit 18 vor dem Nichts“, verdeutlichte er. Bolle wünschte sich zudem eine „Rückkehroption“ für junge Menschen mit langer Heimerfahrung, wenn sie außerhalb des geschützten Raums nicht zurechtkommen.
Henrichmann zollte dem Team des Martinistifts großen Respekt für seine Arbeit. „Jugendliche brauchen eine Struktur und Menschen, die ihnen Werte vermitteln“, erklärte er. „Die Mühe lohnt sich“, bestätigte Bolle. Für ihn sei „Jugendhilfe ein Invest in die Zukunft“. Ein Euro, hier eingesetzt, spare drei Euro Folgekosten.
Diskutiert wurde zudem über den Drogenkonsum Jugendlicher und eine immer wieder geforderte Legalisierung von Cannabis, die Henrichmann strikt ablehnte. „Neue Studien belegen die erheblichen negativen Auswirkungen aufs Gehirn, gerade bei jungen Leuten“, betonte er. Ralf Danielczyk, CDU-Vertreter im Jugendhilfeausschuss und Kriminalbeamter, sah es deshalb als positiven Trend, dass Schulleiter in der Region verstärkt repressiv gegen den nur vermeintlich harmlosen Konsum vorgingen.