Flüchtlingsinitiativen sind überfordert

Henrichmann fordert „realistischen Blick“ der Ampel auf die Kommunen

Kreis Coesfeld / Havixbeck. Die Flüchtlingsinitiativen im Kreis Coesfeld schlagen Alarm. Unumwunden erklärten sie dem Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann: „Wir sind überfordert“. 

Über die Situation der ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen informierte sich Marc Henrichmann (3.v.l.) bei Ludger Schulte-Roling (Coesfeld), Andreas Tinnefeld (Havixbeck), Pfarrer Sebastian Renkhoff (Dülmen), Dr. Hans Meckling (Senden) und Joachim ThieleÜber die Situation der ehrenamtlichen Flüchtlingsinitiativen informierte sich Marc Henrichmann (3.v.l.) bei Ludger Schulte-Roling (Coesfeld), Andreas Tinnefeld (Havixbeck), Pfarrer Sebastian Renkhoff (Dülmen), Dr. Hans Meckling (Senden) und Joachim Thiele

Bei einem Treffen in Havixbeck schilderten sie die Hindernisse für ihre Arbeit: Die Flüchtlingszahlen steigen, Wohnraum fehlt, die Anforderungen für Sprachkurse seien viel zu hoch und die Datenschutz-Vorgaben zu streng. Der CDU-Innenpolitiker forderte angesichts der Schilderungen die Bundesregierung zu einem „realistischen Blick“ auf die Situation in den Kommunen auf.

Dazu gehöre auch wahrzunehmen, dass die Kommunen nicht unbegrenzt Menschen aufnehmen und integrieren können: „Der Zulauf muss begrenzt werden“, erklärte Dr. Hans Meckling von der Sendener Initiative. Dazu hielten die Vertreter der Gruppen aus Dülmen, Coesfeld, Senden, Havixbeck und Nordkirchen eine gerechtere Verteilung der Geflüchteten in Europa für notwendig. Integration funktioniere aus ihrer Sicht nach dem Prinzip des „Forderns und Förderns“: Das müsse gegenüber den Geflüchteten auch so kommuniziert werden: „Wir müssen Klartext reden: Das erwarten wir von euch“, erklärte Dr. Meckling.

Gerade der Spracherwerb werde durch hohe Hürden des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) aber erschwert. Anforderungen an Lehrkräfte und Räumlichkeiten seien überzogen. Für die Genehmigung des Sprachkurses im Torhaus in Havixbeck musste umfassendes Fotomaterial vorgelegt werden, berichtete Andreas Tinnefeld. Immerhin, in dem Gebäude dürfen nun Frauen aus der Ukraine unterrichtet werden. Mütter wollen die Ehrenamtlichen besonders fördern. „Frauen sind die Zukunft. Sie sind entscheidend dafür, was aus den Kindern wird“, unterstrich Ludger Schulte-Roling aus Coesfeld. 

Erschwert werde die Arbeit durch fehlende Digitalisierung und übertriebenen Datenschutz. „Ob im Jobcenter oder in der Ausländerbehörde, Formulare müssen immer wieder neu ausgefüllt werden“, nannte Schulte-Roling ein Beispiel für zeitraubende Mehrarbeit. „Mit etlichen Behörden ist die Zusammenarbeit für uns als Initiativen ermüdend“, kritisierte Dr. Meckling. Um Ausländerbehörden zu entlasten, schlug Henrichmann vor, die Fachkräfteeinwanderung und das Asylrecht zu trennen. Um Ersteres solle sich eine neue Bundesagentur für Einwanderung kümmern. Beim Datenschutz plädierte er für eine bessere Abwägung der Interessen. Denn aktuell fällt es den Initiativen schwer, sich mit Kommunen und Verbänden über einzelne Geflüchtete auszutauschen. „Dabei wäre ein durchgängiges Integrations-Management so wichtig“, fand Joachim Thiele aus Nordkirchen.