Nottuln: Das „wendige Schnellboot“ Mittelstand besser fördern

Henrichmann und Baumgürtel über Innovationen und Energiewende

Nottuln. Lars Baumgürtel führt mit ZINQ ein mittelständisches Familienunternehmen mit zukunftsweisenden Technologien, aber auch mit energieintensiver Produktion: Feuerverzinken schützt Stahloberflächen für Generationen vor Korrosion. Dafür benötigt werden allerdings hohe Temperaturen. Das Thema saubere Energie beschäftigt den Unternehmer, der auf einem Hof bei Nottuln lebt, deshalb besonders. „Nur mit dem Mittelstand kann die Energiewende geschafft werden“, betonte er in einem Gespräch mit dem Bundestagsabgeordneten Marc Henrichmann. Auch der CDU-Politiker sah die wichtige Rolle der mittelständischen Wirtschaft, damit „Deutschland technologisch wieder in die Vorreiterrolle kommt“.

Unternehmer und Abgeordneter im Gespräch: IHK Vizepräsident Lars Baumgürtel (l.) und Marc Henrichmann tauschten sich über Mittelstandsförderung, Wasserstoff und Energiewende aus. Foto: Büro Marc HenrichmannUnternehmer und Abgeordneter im Gespräch: IHK Vizepräsident Lars Baumgürtel (l.) und Marc Henrichmann tauschten sich über Mittelstandsförderung, Wasserstoff und Energiewende aus. Foto: Büro Marc Henrichmann

Zu sehr konzentriere sich Politik auf die „großen Konzerntanker“, meinte Baumgürtel. Die „wendigen Schnellboote“ im Mittelstand dürften nicht vergessen werden. „Entweder fehlen Förderprogramme für den Mittelstand oder sie sind zu aufwändig“, betonte er. Politik müsse mehr Anreize für Innovationen setzen, den Mittelstand „mehr machen lassen“, wünschte sich der Unternehmer größeres Vertrauen in die Unternehmer. Denn sie könnten schneller und innovativer am Erreichen der Klimaziele arbeiten als dies durch „Vorgaben von oben“ oder „nicht nachvollziehbare Regulierungen“ möglich sei.

Auch Henrichmann hält den Erfindungsreichtum der Wirtschaft für mit entscheidend, um die Energiewende zu schaffen. „Gerade beim Wasserstoff sind wir im Münsterland in einer sehr guten Position“, meinte der Abgeordnete mit Blick auf vorhandene oder geplante Pipelines in der Region. Baumgürtel bezeichnete den Energieträger Wasserstoff als „Alleskönner“. Der komplette Bedarf Deutschlands lasse sich allerdings nicht aus eigener Produktion decken. Henrichmann warnte davor, sich wie beim russischen Gas erneut in Abhängigkeiten zu begeben. Um dies zu vermeiden, seien viele Quellen nötig. „Energieversorgung muss global sein“, unterstrich Baumgürtel, der auch Vizepräsident der IHK Nord Westfalen ist.

Dass sein Unternehmen auch in Zukunft viel Energie benötige, ist für Baumgürtel kein Grund, nicht auch „grün“ zu sein. „Entscheidend ist nicht der Energieverbrauch, sondern dass wir zukünftig kohlenstofffreie Energieträger einsetzen. Um zu einer klimaneutralen Industrie zu kommen, muss vor allem die Kreislaufwirtschaft weiterentwickelt werden: „mit komplett geschlossenen Stoffkreisläufen und Produkten, die in immer gleicher Qualität wiederverwertet werden“, erklärte er. Mit der Transformation zu zirkulären Produkten gehe kein Rohstoff verloren und das spare am meisten Energie, versicherte er dem Parlamentarier.