Mit seiner Veranstaltung „Leben mit Behinderung – von der Exklusion zur Inklusion“ hatte der CDA-Stadtverband Dülmen „ins Schwarze“ getroffen. CDA-Vorsitzender Roland Hericks konnte neben den CDA-Mitgliedern auch Studierende der Fachhochschule Sozialpädagogik und sozialpädagogische Fachkräfte aus Dülmen begrüßen.
Setzen sich engagiert für behinderte Menschen ein: (v. l.) Jan Willimzig, Roland Hericks, Dr. Wolfgang Erfeld, Anne Braune und Anni Willms. Referent Dr. Wolfgang Erfeld, vielen durch die langjährige Geschäftsführung in der Kinderheilstätte Nordkirchen bekannt, informierte über die Entwicklung der Behindertenhilfe im Kreis Coesfeld. „Von der Exklusion behinderter Menschen Mitte des 19. Jahrhunderts bis zu einem Leben in der Gemeinschaft war es ein weiter Weg“, so Erfeld. In der Idylle des Münsterlandes - außerhalb der Städte – entstanden die großen „Anstalten“ wie zum Beispiel in Dülmen das Anna-Katharinenstift Karthaus. Inspiriert von der christlichen Soziallehre betreuten und pflegten vorwiegend Ordensleute die behinderten Menschen. Sie gaben den einheimischen Behinderten aber vorwiegend den Behinderten aus den großen Ballungszentren des Ruhrgebiets ein neues Zuhause.
Die Abkehr von der Exklusion hin zur Inklusion also die „Teilhabe behinderter Menschen am gesellschaftlichen Leben“ wurde bereits 1962 im Bundessozialhilfegesetz verankert. Dies erforderte eine konsequente Weiterentwicklung der Behindertenhilfe.
So wurde 1975 für behinderte Kinder die Schulpflicht eingeführt. Förderschulen wurden entsprechend den Förderschwerpunkten materiell und personell gut ausgestattet. Integrative Gruppen ermöglichen auch behinderten Kindern den Besuch in einem wohnortnahen Regelkindergarten. Mit der Einführung der interdisziplinären Frühförderung erhalten Kinder im Kreis Coesfeld erstmals eine am individuellen Förderbedarf ausgerichtete Unterstützung und Hilfe „aus einer Hand“. Der Familienunterstützende Dienst (FuD) gibt Familien durch passgenaue Beratung und geschulte ehrenamtlich tätige Menschen die notwendige Entlastung und Rückhalt.
Familienähnliche Strukturen prägen das Zusammenleben in Wohnheimen und in Außenwohngruppen. Unterstützt durch professionelle Hilfe ermöglicht das „Ambulant Betreute Wohnen“ ein selbstbestimmtes Leben inmitten der Gesellschaft.
In Werkstätten und Integrationsfachbetrieben gehen behinderte Menschen einer sinnstiftenden Tätigkeit nach. Leider gibt es bisher zu wenig privatwirtschaftliche Betriebe, die Behinderten auf dem ersten Arbeitsmarkt die Chance geben, die Arbeitswelt aktiv mit zu gestalten.
Anne Braune brachte das Diskussionsergebnis auf den Punkt: „Bei der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention soll die Qualität der individuellen Förderung Vorrang vor möglichen Sparversionen haben. Durch die interdisziplinäre Frühförderung und die Förderschulen werden die Kinder optimal gefördert und begleitet.“ Der gemeinsame Unterricht in Regelschulen dürfe nicht zu Lasten der Qualität der individuellen Förderung erfolgen, waren sich alle Anwesenden einig.