„Eine Suchterkrankung ist ein sehr komplexes Geschehen.“, erläutert Norbert Hiller, Diplom-Sozialpädagoge und Gestalttherapeut, als Bereichsleiter der Beratungsstellen für Menschen mit Suchtproblemen im Caritasverband für den Kreis Coesfeld e.V. Es sind immer mehrere Faktoren im Zusammenhang zu berücksichtigen: Handelt es sich um legale oder illegale Drogen? Wie ist die Persönlichkeitsstruktur des Individuums, wie sind die genetischen Faktoren? Wie sieht das soziale Umfeld des Suchtkranken aus? Viele Kriterien, die den Einstieg in die Sucht ermöglichen, aber sich auch bei der Beratung bei Suchtproblemen auswirken.
Vertreter des CDU-Arbeitskreises und des CDA-Vorstands in der Beratungsstelle des Caritasverbands. Der CDU-Facharbeitskreis Soziales, Gesundheit und Pflege besuchte zusammen mit dem CDA-Kreisvorstand die „Beratungsstelle für Menschen mit Suchtproblemen“ in Dülmen. Die rund 25 Interessierten informierten sich über die Entwicklung und Arbeit der Beratungsstellen. 1976 wurde die erste Beratungsstelle in Coesfeld mit einem Mitarbeiter eröffnet. Inzwischen gibt es in Coesfeld, Dülmen und Lüdinghausen Beratungsstellen mit jeweils zwei Mitarbeitern. Zusätzlich werden in Nottuln, Ascheberg, in der Klinik am Schlossgarten in Dülmen und demnächst auch in Nordkirchen Sprechstunden angeboten.
Wichtig sei der leichte und teilnehmerorientierte Zugang zu den Beratungsstellen. „Dies wird insbesondere durch die offenen Sprechstunden möglich“, erklärt Diplom-Sozialarbeiterin und Gestalttherapeutin Cäcilia Rhering. Allein in 2010 haben die Caritas-Beratungsstellen im Kreis Coesfeld 649 Menschen unterschiedlichen Alters, Geschlechts und Berufs beraten und betreut. Hierbei stehen
neben der Suchtberatung zwei Angebote im Mittelpunkt: Die stationäre Rehabilitation und die ambulante Rehabilitation Sucht, die in den letzten Jahren, nicht zuletzt unter dem Gesichtspunkt „ambulant vor stationär“ stark an Bedeutung zugenommen habe, so Hiller. Die ambulante Rehabilitation ist dabei kein Ersatzangebot für die stationäre Therapieform, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Der große Vorteil hier: „Klienten müssen nicht die gewohnte Umgebung für vier bis sechs Monate verlassen, sondern können in der Familie bleiben und auch ihren Beruf weiter ausüben.“
Die Zahlen sprechen für das Konzept: Fast jeder zweite Klient kann erfolgreich seine Sucht besiegen. Anschaulich verdeutlicht wurde dies auch bei dem gemeinsamen Treffen, an dem auch eine Klientin der Beratungsstelle teilnahm und eindrücklich von ihren Erfahrungen mit Drogen und dem Kontakt sowie der Hilfe durch die Beratungsstelle berichtete.
Im Rahmen der ambulanten Rehabilitation werden Menschen mit Suchtproblematik in Einzel- und Gruppengesprächen unterstützt ihr gewohntes Verhalten zu verändern und zu ihrer Sucht zu stehen. Die Therapieziele werden hierbei gemeinsam abgesprochen. Hierzu zählt auch die Bereitschaft zu gelegentlichen Blut- und Urinproben. „‚Vertraue und prüfe nach‘, kann eine unterstützende Wirkung haben“, erklärt Thomas Appelt, Geschäftsführer des Kreis-Caritasverbandes.
Ziel sei es zudem die Klienten nicht zu kontrollieren, sondern sie dazu zu bewegen, ihre Erkrankung zu akzeptieren: „Ich gehe offen mit meiner Sucht um und ich kann auch offen mit einem Rückfall umgehen.“ Dr. Brigitta Bäumer, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie ergänzt: „Akzeptieren gehört dazu, nur dann kann ich zu meiner Sucht stehen und sie erfolgreich bekämpfen.“ Wichtig sei aber insbesondere auch die Prävention. Allein durch die frühzeitige Unterstützung von Kindern suchtkranker Eltern, könne vielen Kindern der Schritt in die Sucht erspart bleiben, so Bäumer.