Rotherm: Förderschule grenzt nicht aus

CDA und CDU diskutierten bei Ortstermin über Inklusion

Mitglieder der CDA Dülmen und des CDU-Facharbeitskreises Soziales, Gesundheit und Pflege besuchten die Pestalozzi-Schule Dülmen, eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Lernen. Zu Beginn stellte Schulleiter Lothar Rotherm bei einem Rundgang die Förderschule vor, die von 135 Schülerinnen und Schülern besucht wird; davon nehmen 30 Kinder die Ganztagsbetreuung in Anspruch.
Es ging um ernste Themen beim Besuch von CDA und CDU in der Pestalozzischule und dem Kinderwohnheim - aber der Spaß kam dabei nicht zu kurz.Es ging um ernste Themen beim Besuch von CDA und CDU in der Pestalozzischule und dem Kinderwohnheim - aber der Spaß kam dabei nicht zu kurz.
„Unser Ziel ist es, allen Schülern die bestmögliche Bildung zu vermitteln und sie für den Arbeitsmarkt fit zu machen. Deshalb legen wir besonderen Wert auf eine gezielte individuelle Förderung insbesondere im Rahmen der Berufsorientierung!“ führte Rotherm aus. Eine gute Ausstattung mit Werkräumen, Küche und Computerraum ermöglicht den Schülern erste praktische Erfahrungen in der Schule zu sammeln. Berufspraktika, Mitarbeit in einer Fahrradwerkstatt und eine umfassende Betreuung durch einen Berufseinstiegsbegleiter helfen den Jugendlichen eigene Stärken und Schwächen kennen zu lernen und Zukunftsperspektiven zu erschließen. Annette Holtrup, stellvertretende CDU-Vorsitzende zeigte die Entwicklung des vielfältigen Schulangebotes in Dülmen auf. „Es war eine gute Entscheidung die Räume der ehemaligen Johann-Gutenberg-Hauptschule für die Arbeit dieser Förderschule zur Verfügung zu stellen. In unserem Schulsystem leisten unsere Förderschulen einen wichtigen Beitrag!“
 
Zum Thema Inklusion führte Rotherm unter anderem aus: „Jedem Kind sollte der Lernort zur Verfügung stehen, an dem es nicht nur gut lernen kann, sondern an dem es sich auch wohlfühlt! Das kann der gemeinsame Unterricht oder eine integrative Lerngruppe sein, aber eben auch eine besondere Klasse oder Schule. Die Eltern müssen den für ihr Kind richtigen Lernort wählen dürfen. Voraussetzung dafür ist jedoch unter anderem, dass Förderschulen als gleichberechtigte Orte sonderpädagogischer Förderung angesehen und nicht länger als sozial ausgrenzende Institutionen diskreditiert werden. Sonderpädagogische Standards müssen gleichermaßen für alle Förderorte gelten. Der Abzug von Sonderpädagogen aus den Förderschulen, um in allgemeinen Schulen einen Beitrag zum gemeinsamen Unterricht zu leisten, wird Qualitätseinbußen zu Lasten der Schüler von Förderschulen nach sich ziehen!“ Schon heute seien qualifizierte Sonderpädagogen Mangelware.
 
Im Kinderwohnheim stellten Leiter Karl Eisenbart und Lothar Rotherm die KiWo-Klasse vor, die in enger Zusammenarbeit zwischen Schule und Kinderwohnheim eingerichtet wurde. In dieser Klasse werden Kinder und Jugendliche, die im Kinderwohnheim leben und aktuell aus verschiedensten Gründen nicht in der Lage sind, an einem Schulunterricht im bestehenden Schulsystem teilzunehmen, unterrichtet. In kleinen Gruppen wird überprüft, ob und welcher Förderbedarf vorliegt, in vielen Fällen muss auch die Schulbesuchsfähigkeit wieder erarbeitet werden. Bisher wurden fast alle der 90 Kinder, die in der Regel die KiWo-Klasse nach vier bis sechs Monaten verlassen konnten, in die Förderschule oder andere weiterführende Schulen integriert.
 
Roland Hericks brachte die Ergebnisse der Diskussion auf den Punkt: „Mit der KiWo–Klasse haben Pestalozzi-Schule und Kinderwohnheim neue Wege für Schülerinnen und Schüler aufgezeigt, die das bestehende Schulsystem so nicht hätten nutzen können. Das hat sicher Modellcharakter über die Grenzen Dülmens hinaus. Es wird wichtig sein, diese Gruppe Schülerinnen und Schüler in der Bildungsdiskussion insbesondere bei der Entwicklung eines inklusiven Schulsystems nicht zu vernachlässigen. Die Qualität der Bildung von Schülerinnen und Schülern mit Förderbedarf muss gesichert bleiben!“ forderte der CDA-Stadtverbandsvorsitzende.